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FWF-Bilanz: Rekord bei Förderungen und Anträgen in der Grundlagenforschung

Insgesamt rund 349 Mio. Euro schüttete der auf Grundlagenforschung spezialisierte Wissenschaftsfonds FWF im vergangenen Jahr aus, wie es am Montag hieß. Damit machte man einen deutlichen Sprung gegenüber 2022, als der FWF Förderungen in der Höhe von 273 Mio. vergab. Zurückzuführen ist das satte Plus vor allem auf die 2023 gestarteten Großprojekte im Rahmen des mehrteiligen Exzellenz-Programmes "excellent=austria". Im Vorjahr stiegen auch die beantragten Summen stark.

Polaschek (l.) und Gattringer stellten zwei neue Exzellenzcluster vor
Polaschek (l.) und Gattringer stellten zwei neue Exzellenzcluster vor

So verrät der Blick auf die Antragsstatistik, dass hier der Sprung von 1,314 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf knapp 1,736 Mrd. im vergangenen Jahr sehr deutlich ausfiel. Das entspricht einem Plus um knapp ein Drittel. Der Zuwachs bei den Fördersummen fällt mit knapp 28 Prozent etwas kleiner aus. Über alle Förderprogramme - der FWF schreibt neben den klassischen Projektförderungen für einzelne Forschungsvorhaben auch eine ganze Reihe weiterer Förderschienen und -preise alljährlich aus - betrug die durchschnittliche Bewilligungsquote zuletzt 26,3 Prozent. In der Einzelprojektförderung liegt die Quote laut "FWF-Dashboard" bei 28,3 Prozent. "Die Nachfrage steigt" und: "Wir sind gespannt, wie es weiter geht", sagte FWF-Präsident Christof Gattringer bei der Jahrespressekonferenz in Wien.

Der "Knick nach oben" vom Jahr 2022 auf 2023, was die bewilligten Gelder betrifft, sei auch auf die erste Vergaberunde im Rahmen des Exzellenzprogrammes zurückzuführen, erklärte Gattringer: Mit 82 Millionen Euro schlug alleine "excellent=austria" im vergangenen Jahr zu Buche, so FWF-Vizepräsidentin Ursula Jakubek gegenüber der APA.

Trotz des Gesamtwachstums machte Gattringer in der 2023-Bilanz auch einen "Wermutstropfen" aus: Denn trotz exzellenter Bewertungen konnten Forschungsvorhaben mit einem Gesamt-Antragvolumen von 61 Mio. Euro nicht bewilligt werden. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 traf dies noch auf Projekte mit einem Gesamtvolumen von 82 Mio. Euro zu.

Unter den erfolgten Zuerkennungen gingen 148 Mio. Euro in den Bereich Naturwissenschaften und Technik. Es folgen Vorhaben in den Feldern Biologie und Medizin mit 123 Mio. Euro und die Geistes- und Sozialwissenschaften, an die 78 Mio gingen. Der Frauenanteil unter den insgesamt 4.890 unterstützten Forscherinnen und Forschern lag 2023 bei 47 Prozent. An Wissenschafterinnen und Wissenschafter im Alter von 35 Jahren oder darunter gingen um die 70 Prozent der Gelder.

Auch über das vergangene Jahr hinaus gehend bleiben die Mittel hoch, die dem FWF zur Verfügung gestellt werden: Man befinde sich "über Jahre hinweg auf einem stabilen Wachstumspfad", sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Das in der Finanzierungsvereinbarung mit seinem Ressort paktierte Budget für die Jahre 2024 bis 2026 beträgt insgesamt 1,151 Milliarden Euro. Davon fließen 1,05 Mrd. Euro in neue Forschungsprojekte. Damit überspringe man erstmals die Milliarden-Grenze in einer Drei-Jahres-Periode, erklärte Polaschek.

Nachdem im vergangenen Jahr die ersten Empfängerkonsortien für die im Rahmen des hochdotierten Exzellenz-Programmes "excellent=austria" vergebenen Förderungen verlautbart wurden, gibt es nun einen Nachschlag im Rahmen des Programms "Clusters of Excellence": Insgesamt weitere 37,7 Mio. Euro in den nächsten fünf Jahren schüttet der FWF an zwei Konsortien aus, die von Graz und Linz aus geleitet werden. Die Institutionen, an denen die neuen Cluster verankert sind, werden weitere 25,4 Mio. Euro beisteuern. Möglich wurde der Zuschlag im Rahmen eines verkürzten Verfahrens durch eine Umschichtung innerhalb des Programmes: So werde die Ausschreibung des "FWF Distinguished Professor"-Programmteils verschoben.

Die Grundlagen des Alterns sowie "neue Strategien für gesundes Altern" soll der neue Exzellenzcluster "Metabolic Control of Aging and Disease" unter der Leitung von Frank Madeo von der Universität Graz erforschen. Vom FWF gibt es für den Cluster namens "MetAGE", an dem auch Wissenschafter der Medizinischen Unis in Graz und Wien beteiligt sind, 17,9 Mio. Euro. Man wolle besser verstehen, wie sich der Stoffwechsel mit zunehmendem Alter und der damit meist einhergehenden Gewichtszunahme verändert und wie man zum Beispiel mit Fasten an der inneren Uhr drehen kann: Man wolle die Altersforschung "einen entscheidenden Schritt weiterbringen", damit Herr und Frau Österreicher einmal "mit 100 Jahren pumperlgesund vom Esstisch fallen", sagte Madeo.

An der Basis einer "Broad AI" - also einer Art Künstlicher Intelligenz (KI), die möglicherweise selbst schlussfolgern und umfassendere kognitive Fähigkeiten entwickeln könnte - wird man im Exzellenzcluster "Bilateral Artificial Intelligence" arbeiten. Unter der Leitung des KI-Pioniers Sepp Hochreiter von Universität Linz vereint das Vorhaben Wissenschafterinnen und Wissenschafter der Technischen Universitäten (TU) in Wien und Graz, vom Institute of Science and Technology Austria (ISTA) in Klosterneuburg (NÖ), von der Universität Klagenfurt und der Wirtschaftsuniversität Wien.

Die Förderung helfe, mit dem hierzulande "stark unterfinanzierten" Forschungsfeld in etwa dort hinzukommen, "wo die Welt spielt", betonte Hochreiter. Man wolle mit der subsymbolischen KI - also der Methode des Maschinellen Lernens - und der symbolischen KI - sprich dem Umgang künstlicher Systeme mit Wissen und Schlussfolgern - zwei Bereiche zusammenführen. Hier könne in Österreich tatsächlich viel entstehen, da etwa in Deutschland einschlägige Forschungsgruppen ein Stück weit zerstritten, und in den USA oder China diese beiden KI-Lager nicht gleichwertig aufgestellt seien. Der Ansatz habe jedenfalls das Potenzial dabei zu helfen, "große Probleme der Menschheit" wie die Energiewende oder hochkomplexe medizinische Fragestellungen anzugehen, zeigte sich der Wissenschafter überzeugt.

(S E R V I C E - Internet: www.fwf.ac.at)