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Forscher und Künstler entwarfen "Zukunftsbausteine" für Wahl- und Regierungsprogramme

Forscher und Künstlerinnen aus fast allen österreichischen Unis und weiteren Partnerinstitutionen haben für Wahl- und Regierungsprogramme oder auch Mission Statements von Unternehmen nutzbare "Zukunftsbausteine" erarbeitet.

Damit sollen die nötigen Maßnahmen zur Transformation Österreichs in Richtung Nachhaltigkeit auf den Punkt gebracht werden - und zwar zur Abwechslung in Form von je auf ein A4-Blatt passenden Ideen statt umfangreicher wissenschaftlicher Publikationen.

Für die Präsentation und den Dialog mit den zuständigen Stellen hat das aus 16 Unis sowie weiteren Hochschulen und Forschungseinrichtungen bestehende UniNetz am Montag Entscheidungsträger aus Parlament, Ministerien, Landesregierungen, Kammern, Medien, NGOs und anderen Bereichen ins Naturhistorische Museum geladen. Unter anderem geht es bei den 78 Bausteinen thematisch um umweltbezogene Fragen wie Abfall als Ressource und einen nationalen Rohstoffplan, um Rettungsinseln für die Natur, um ein klimafreundliches und zugleich gesundes Ernährungssystem, um die "essbare Stadt", Bodenschutz und ökobilanzbasierte Kostenmodelle für Neubauten sowie um verschiedene Ansätze zur Geschlechtergleichstellung.

Für den Bereich des Bodenschutzes schlägt man etwa eine auf Ebene der Bundesländer festgelegte Raumplanung vor, die auf kommunaler Ebene verpflichtend einzuhalten sei. Darin sollen Flächen für Nahrungsmittelproduktion, Sicherung der Biodiversität, Klimaschutz/Kohlenstoffspeicherung, Energieproduktion und Siedlungsentwicklung vorzusehen sein, um Nutzungskonflikte zu bewältigen. Basis dafür soll eine Bodenfunktionsbewertung bzw. naturschutzfachliche Bewertung sein. Entscheidungen sollten mithilfe eines breiten Beteiligungsprozesses fallen, bei Bedarf sollen erhebliche Nachteile den Eigentümern finanziell abgegolten werden.

Neu errichtete bzw. sanierte öffentliche Gebäude sollen außerdem bei Nachhaltigkeitsdefiziten wie etwa dem Überschreiten einer festgelegten Treibhausgas-Emissionsgrenze mit einer finanziellen Ausgleichsverpflichtung belegt werden. Gedanken gemacht hat man sich auch über die Arbeitswelt: So sollen etwa in kritischen Sektoren für eine nachhaltige Entwicklung bzw. Transformation wie z.B. Energie, Gesundheit oder Bildung die Zahl der Arbeitsplätze aufgestockt werden. Langfristig strebt man eine schrittweise Reduktion der Arbeitszeit auf 30 Stunden pro Woche bei vollem Lohnausgleich an.

Gefordert wird auch ein neues Universitätsgesetz sowie ein Ausstieg aus globalen Hochschul-Rankings, um ein neues Bewertungssystem für wissenschaftliche Leistungen zu finden. Medien sollen verfassungsrechtlich als unverzichtbare öffentliche Aufgabe für eine demokratisch verfasste Gesellschaft eingeordnet werden. Damit sei auch eine an Qualitätskriterien gekoppelte staatliche Grundfinanzierung verbunden - im Gegenzug sollen Regierungsinserate reduziert bzw. gestrichen werden.

Auch Gedanken zur Demokratie hat man sich gemacht: So wird etwa eine Quotenregelung zur Sicherung eines Mindestanteils junger Abgeordneter im Parlament, in den Landtagen und eventuell Gemeinderäten vorgeschlagen. Ebenfalls eine Quote soll die "angemessene Spiegelung der Diversität der österreichischen Bevölkerung" in diesen Vertretungsorganen sicherstellen.

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